Tainá Guedes
Die Küche der Achtsamkeit
Tainá Guedes ist ausgebildete Köchin, Künstlerin und Food-Aktivistin, verbindet Kochen und Kunst nicht nur am Herd, sondern auch in Ausstellungen, Workshops, Seminaren und Kochkursen in ihrer "Entretempo Kitchen Gallery" in Berlin. Die Tochter einer Japanerin und eines Brasilianers, hat sich der Küche der Achtsamkeit verschrieben.
Sorgsamer Umgang
Die Eltern weckten ihre Neugier auf gutes und besonderes Essen. Schon zuhause lernte sie, nichts zu verschwenden, sorgsam und nachhaltig mit Nahrungsmitteln umzugehen, Ressourcen zu schonen, regional und saisonal zu kochen – das klingt einfach und ist doch so schwierig in einer Wegwerfgesellschaft, in der mehr Fastfood als Selbstgekochtes auf den Tisch kommt, in der Lebensmittel nicht nur in privaten Haushalten verschwendet und weggeworfen werden, sondern in großem Maßstab auch im Supermarkt oder schon auf dem Feld, weil Gemüse nun mal nicht so wächst, wie es EU-Normen verlangen.
Im Einklang mit der Natur
Mit ihrem Kochbuch "Die Küche der Achtsamkeit" will Tainá Guedes dazu animieren, sich auf den Wert unserer Nahrung zu besinnen und kreativ zu kochen. Ihr – im besten Sinne – Zauber-Wort heißt Mottainai, ein Ernährungsprinzip aus dem japanischen Buddhismus, das die Wertschätzung unserer Lebensmittel in den Mittelpunkt und damit in den großen Zusammenhang natürlicher Kreisläufe stellt. Wie und was wir essen, ist angesichts von Klimawandel und Vergeudung von Ressourcen längst kein privates Thema mehr, sondern ein politisches.
Shojin-Ryori heißt die vegetarische Küche des japanischen Buddhismus, und bei einem Meister seines Fachs lernte Tainá Guedes in Tokio die Geheimnisse dieser besonderen und (auch optisch) ästhetischen und puristischen Kunst des Kochens kennen. Sie vereint Rezepte der japanisch-buddhistischen und der brasilianischen Küche und erzählt dazu die ganz persönlichen Geschichten einer Weltbürgerin und Koch-Künstlerin.
Grüne Gemüsekuchen
Vielleicht sollte man nicht gleich mit Schnitzeln aus Bananenschalen oder frittierten Kartoffelschalen beginnen - in Tainás Küche wird (fast) nichts weggeworfen. Aber der traditionelle Eintopf aus Brasilien, Party-Pfannkuchen mit japanischer Mayonnaise, gebratene Nudeln mit Gemüse, Karottenkuchen aus Karottenresten, grüne Gemüsekuchen oder Steinpilz-Serviettenknödel mit Kerbelsuppe liefern einen wohlschmeckenden Einstieg in den sorgsamen und lustvollen Umgang mit Lebensmitteln.
Schön gestaltet
Ein sehr schönes Kochbuch, einladend gestaltet und illustriert, ergänzt durch ein Kapitel mit leckeren Speisen für Kinder, wichtige Grundrezepte, ein umfangreiches Glossar, das den Umgang mit speziellen japanischen Zutaten erleichtert, und einen Bezugsquellen-Nachweis. Wer mehr über Tainá Guedes Achtsamkeits-Küche erfahren will, der besucht sie ganz einfach in ihrer "Entretempo Kitchen Gallery" in der Senefelder Straße in Berlin, Prenzlauer Berg.
(Christiane Schwalbe)
Tainá Guedes "Die Küche der Achtsamkeit"
Mottainai: Nichts verschwenden, kreativ kochen, gesund essen
Verlag Antje Kunstmann 2017, 28 Euro