Ragout vom Mammut
12 aberwitzige Kochgeschichten
Erzählt von Philipp Weber
Mit Bildern von Inka Meyer
Es gibt Menschen, für die ist Kochen ein Spiel mit dem Chemiebaukasten. Bei Philipp Weber ist das ähnlich – aus gutem Grund: Als studierter Biologe und Chemiker weiß er, was drin steckt im industriell produzierten Futter, das uns tausendfach in Supermarktregalen erwartet.
Perfektes Styling
Mit Lebens-Mitteln hat das nicht mehr viel zu tun, eher mit Stoffen, die – siehe oben – chemisch so perfekt gestylt wurden, dass sie auch dann noch nach Erdbeeren, Kartoffeln oder Vanille schmecken, wenn noch nicht mal mehr Spuren davon enthalten sind.
Kräftig gewürzt
Webers Chemiebaukasten sieht ein bisschen anders aus, er verzichtet auf künstliche Aromen und Zusatzstoffe und konzentriert sich stattdessen auf kulinarische Merkwürdigkeiten, rührt Zutaten aus der Kulturgeschichte des Kochens zusammen, würzt sie mit einer kräftigen Portion Ernährungswissen und vielen lukullischen Albernheiten. Dabei kreiert er derart abstruse Rezepturen, dass einem der Bissen auch mal im Halse stecken bleibt: hinter "Ethylierter Vanilleschaum", "Der gekochte Koch", "Das Lüstern Huhn" oder "Honis Schlemmer-Schnitte" stecken nicht nur Kenntnisse der europäischen Klassik und Moderne, sondern auch hartgesottene und abgebrühte Fantasien.
Leckerbissen
Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Europa und seine kulinarischen Alltäglichkeiten, er holt weit aus und katapultiert uns in Steinzeit und Altertum zurück. Nichts ist ihm heilig – weder das christliche Abendmahl noch die kulinarischen Traditionen Asiens. Sogar der Nationalsozialismus liefert Stoff für Webers aberwitzige Geschichten - vom Röhmpunsch bis zum Aal á la Adolf. …. Das ist manchmal absurd und schwer verdaulich, dann wieder ironisch und hintersinnig, mit viel Stoff hinter den Zeilen und als Fußnoten, nicht immer ganz ernst zu nehmen, manchmal aber doch – von Ortolan über Gastromatiker und Madame Curie bis Oologie, Beluga Kaviar, Sauce Béchamel und Sake.
Ziemlich durchgeknallt
Schlauer Typ, dieser Philipp Weber, aber auch ziemlich durchgeknallt. Dazu passen die üppigen Illustrationen, die so bunt und irr(witzig) sind wie das ganze Buch. Übrigens: Wissenschaftler sind dabei, das Mammut-Genom zu rekonstruieren, und wollen – auch das klingt ziemlich durchgeknallt - aus DNA-Fragmenten ein Mammut züchten. Da käme Webers prähistorisches Ragout Kochbuch gerade richtig.
(Christiane Schwalbe)
"Ragout vom Mammut" - 12 aberwitzige Kochgeschichten
Erzählt von Philipp Weber - Mit Bildern von Inka Meyer
Tre Torri 2014, 120 Seiten, 19,90 Euro
Weiterer Buchtipp zu Philipp Weber
"Essen kann jeder"
Streng verdaulich - Fakten für alle, die es täglich tun.