Jackie Thomae
Glück
„Was stimmt nicht mit mir, bin ich aussortiert worden, war das die natürliche Auslese? Nein, sagte die Stimme der Vernunft, ich habe die Wahl gehabt, sogar Zeit. Und was sollte auserwählt bedeuten? Die Mütter, die ihr begegneten, sahen weder aus wie Auserwählte, noch schienen sie sich so zu fühlen.“
Theresia Enzensberger
Schlafen
Schlafen ist ein menschliches Grundbedürfnis, über das man sich normalerweise wenig Gedanken macht – es sei denn, ein Albtraum wirkt lange nach. Was aber geschieht, wenn das Schlafen schlecht bis gar nicht funktioniert, weder mit Schäfchenzählen oder Zahlen rückwärts denken oder Atemübungen oder was es sonst noch an Ratschlägen gibt.
Tamara Štajner
Raupenfell
Beim Bachmann-Wettbewerb 2024 gewann Tamara Štajner den von den Kärntner Elektrizitätswerken gestifteten Kelag-Preis – Anerkennung für einen emotionalen und berührenden Text über eine traumatische Mutter-Tochter-Beziehung und die Unmöglichkeit, sich ihr zu entziehen. Die Jury war beeindruckt.
Leonardo Padura
Anständige Leute
„Eine grandiose Havanna-Epiphanie. Alle ließen sich bereitwillig von der wohltuenden Atmosphäre anstecken und genossen die Auszeit, die man ihnen zugestanden hatte, in vollen Zügen. Und manche wagten sogar, von mehr zu träumen…“
Mick Herron
Slough House
„Willkommen in der Welt der Fake News, Jackson. Du hast dich schon zu lange im Slough House versteckt. Hier draußen ist es ungemütlich geworden.“ „Das war es schon immer“, sagte Lamb.“
Johanna Sebauer
Nincshof
Nincs heißt auf ungarisch „gibt es nicht”, aber Nincshof gibt es schon, zumindest im überaus unterhaltsamen Debütroman von Johanna Sebauer - ein Dorf, weit im Osten von Österreich an der Grenze zu Ungarn gelegen, eine Idylle in der Provinz.
Rasha Khayat
Ich komme nicht zurück
„Wir verstanden nicht, was genau das alles zu bedeuten hatte, die Banner und die Kerzen, die vielen Menschen auf den Straßen. Wir wussten nur, das hatte was mit dir zu tun. Mit Nabil und dir, mit Cem und Aylin und ihrer ganzen Familie.“
Andrew O’Hagan
Caledonian Road
„Sind wir in unserem Leben erst einmal eine gewisse Strecke gegangen, dann merken wir, wie mit jedem Schritt das Eis unter unseren Füßen dünner wird, und ringsum sehen wir, wie unsere Zeitgenossen einbrechen.“ Robert Louis Stevenson.
Elizabeth Strout
Am Meer
„Ich hatte es so wenig kommen sehen wie die meisten. Aber William ist Naturwissenschaftler, und er sah es kommen ..." Er sah das Virus kommen, die Pandemie, die Opfer, die Wucht, mit der es die ganze Welt überfiel, die Hilflosigkeit, mit der anfangs darauf reagiert wurde.
Colin Niel
Darwyne
„Vielleicht kommt das ein bisschen von ihr. Dass er so ist, wie er ist. Ein kleines Opossum. Ein Drecksvieh. Ein widerlicher dreckiger Makake.“ So sieht der zehnjährige Darwyne sich selbst, so beschimpft ihn seine Mutter Yolanda. Wie eine Göttin verehrt und bewundert er sie, doch sie ist eine strafende Göttin, die ihn quält, wenn er nicht lernt, nicht gehorcht, nicht so funktioniert, wie sie es für richtig hält.
Connie Palmen
Vor allem Frauen
Über Virginia Woolf, Sylvia Plath, Joan Didion u.a.
"Die Frauen und der eine Mann in diesem Buch wecken in mir das Verlangen, so oft wie möglich in ihrer Nähe zu sein, und teilen damit das wichtigste Merkmal echter Freunde und Geliebten: Ihre Anwesenheit macht mein Leben schöner, spannender, geistreicher, komplexer und verständlicher."
Mathias Enard
Tanz des Verrats
„Mehr als fünfzig Jahre danach träume ich immer noch von Ettersberg. Finstere Träume voller Angst, Verfolgung, Hunger, Tod und Folter. In diesen Albträumen tauchen unbekannte Gesichter auf, die ich nicht wiedererkenne. Errichtet mein Unterbewusstsein sein eigenes Lager?“
Elizabeth Graver
„Kantika”
„Wer nicht lacht, gedeiht nicht”, heißt es im Hause Levy, und auch gesungen wird gern, vor allem Rebecca liebt es. Nach einer arrangierten und gänzlich missglückten Ehe hat Rebeccas Vater, ein sephardischer Unternehmer, die „richtige” Frau gefunden, eine nämlich, die Kinder bekommen kann, ihre Mutter.
Elke Heidenreich
„Altern”
Zwei knappe Seiten zum Auftakt, Überschrift: „Ich habe mein Leben komplett in den Sand gesetzt oder: Ich hatte ein unfassbar wunderbares Leben. So. Und nun suchen Sie sich aus diesen zwei Lebensversionen doch bitte eine aus.” Es kommt halt immer auf die Perspektive an, nur gut oder nur schlecht ist kaum ein Leben im Rückblick.