
Christine Wunnicke
Wachs
Shortlist Deutscher Buchpreis 2025
„Sie trug ein schlichtes grauwollenes Kleid und darüber eine dunkle Hemdschürze. Um ihren Hals lag ein altmodischer weißer Kragen ... war das ein flüchtiges Nönnchen? Hatte sie den Schleier vom Kopf gerissen, als sie dem Kloster entsprang, und nur diese Haube aufbehalten? Trugen sie solche unter den Schleiern?”

Volker Kutscher
Westend
„Ein Leben der zerplatzten Träume“ - Volker Kutschers grandioses, 10bändiges Geschichtsepos um den Kölner Kommissar Gereon Rath in Berlin endete mit der Reichspogromnacht 1938. Der Krieg war nicht mehr weit, und was aus den Personen wurde, deren Leben Kutscher so lange und sorgfältig auf dem Hintergrund der deutschen Geschichte Revue passieren ließ, blieb offen.

Sergej Lebedew
Die Beschützerin
„Die Zeche war eng, schwarz und feucht. Und ich sah sie breit, trocken und hell wie eine Allee.“ Noch hatte der Krieg um die Ukraine nicht begonnen, doch in der Landschaft des Donbass war er längst tief eingeschrieben. Der verschlossene Schacht 3/4 des früheren Bergwerks wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einem deutschjüdischen Ingenieur entworfen, um den Bergleuten ein leichteres Arbeiten zu ermöglichen, doch er wurde zum Massengrab.

Anja Kampmann
Die Wut ist ein heller Stern
„Wir können uns die Sterne selbst schenken, so hat Arthur es zu Anfang gesagt, und etwas in mir wollte ihm glauben…“ Artistin am Hochseil ist sie geworden, Hedda, das Arbeitermädchen, das davon träumte, dem Elend zu entkommen. In Arthurs berühmtem Varieté „Alkazar“ zeigt sie einen gefährlichen Tanz am Seil, über den Mäulern zweier Kaimane.

Romain Gary
Europäische Erziehung
„Diese europäische Erziehung … bedeutet nur: Sie erschießen deinen Vater, du selbst tötest jemanden im Namen einer Sache, du verreckst vor Hunger, eine Stadt wird in Schutt und Asche gelegt. Ich sage dir, wir sind durch eine gute Schule gegangen, du und ich, wir haben unsere Erziehung abbekommen.“

Hans Pleschinski
Das kurze und verschwenderische Glück der Königin Marie Antoinette
Die Aufzeichnungen ihrer Kammerfrau Henriette Campan
Als Marie Antoinette 1770 „als schöne Verheißung aus Wien“ im Versailles eintraf, war sie 14 Jahre alt. Henriette Genet, später Campan, damals noch nicht verheiratet und nur drei Jahre älter, wurde ihre Kammerfrau, nachdem sie zwei Jahre zuvor als Vorleserin in die Dienste der Töchter Ludwig XV. getreten war.

Lizzie Doron
Wir spielen Alltag
Leben in Israel seit dem 7. Oktober
Lizzie Doron hat ein Tagebuch geschrieben, „ein Erinnerungsdokument, vielleicht ein Testament. ... Ein Genesisdokument: Am Anfang war ein Alarm, und in der Folge geriet alles aus den Fugen." Es ist ein Schreiben „ohne die Ruhe, die es braucht, um zu schreiben."

Nick Harkaway
Smiley
John Le Carrés erster Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“ machte ihn berühmt, auch dank Richard Burton, der dem Agenten Alec Leamas in der Verfilmung ein unvergessliches Gesicht gab. Bis zum folgenden Buch mit dem besonderen Geheimdienstmann Smiley ließ er sich Zeit und eine Lücke. Sein Sohn hat sie unter dem Namen Nick Harkaway jetzt gefüllt und Smiley zum neuen, literarischen Leben erweckt, im Stil der Romane seines Vaters, aber sprachlich aufgefrischt.

J. Ryan Stradal
Samstagabend im Lakeside Supper Club
„In einer Zeit des Überflusses hatten die Portionsgrößen hier eine andere Bedeutung. Sie fühlten sich an wie eine offene Zurschaustellung des amerikanischen Erfolgs.“ Dafür ist der ‚Lakeside Supper Club‘ im nördlichen Minnesota ein gutes Beispiel, und zugleich erfahren wir, wie sich das Leben der Menschen ändert, nicht nur, was ihre Wahl eines Restaurants oder des Essens selbst angeht.

Maxim Biller
Der unsterbliche Weil
„Weißt du, was ich denke, Julius? Nur wer Macht über andere Menschen hat, der wird zu Stein. Das ist so, dafür kann man nichts.“ Zu dieser Überlegung kommt der Schriftsteller Jiří Weil erst gegen Ende seines Weges durch seine Stadt Prag, ein Weg, der zur inneren Reise durch die Schrecken eines ganzen Lebens wird.

David Safier
Die Liebe sucht ein Zimmer
David Safier, mit seinen „Miss Merkel"-Krimis berühmt geworden, hat mit „28 Tage lang" einen Roman über den Aufstand im Warschauer Ghetto geschrieben und stieß bei seinen Recherchen über zahlreiche Umwege und Zufälle auf den polnischen Autor Jerzy Jurandot, der die Komödie „Die Liebe sucht ein Zimmer" geschrieben hat.

Ralf Rothmann
Museum der Einsamkeit
"Wir erleben ja keine Romane, wir erleben Erzählungen, und zwar 'zig Erzählungen jeden Tag." Sagt Rothmann im Interview. Und in seinem fünften Band mit Erzählungen präsentiert er sich erneut als Meister der Seelenerkundung, in seiner klaren, fast magischen Sprache.

Colum McCann
Twist
Er ist Journalist und ein „sich mühender Romancier und Gelegenheitsdramatiker”, dem lange nichts eingefallen ist, der sich nicht für Kabel interessiert und sich doch darauf einläßt, eine Reportage für ein Online-Magazin zu schreiben: über Datenkabel auf dem Meeresgrund, die repariert werden müssen, wenn sie u.a. durch Sabotage beschädigt werden – ein Thema, das inzwischen immer häufiger in den Nachrichten auftaucht und von der Bedeutung dieser Datenströme erzählt.