Daniel Glattauer
Vier Sternstunden
Er hat ein Händchen für's Komische, hintergründig Kritische, gibt seinen Komödien immer einen kleinen, gesellschaftskritischen Kick. Auch in "Vier Sternstunden", dem neuen Stück von Daniel Glattauer, der mit seinem Bestseller "Gut gegen Nordwind" ein Millionenpublikum erreicht hat.
Komfortables Ambiente
Schauplatz seiner Komödie ist ein Sternehotel, dessen Image schon etwas in die Jahre gekommen ist. Das gilt auch für den Erfolgsschriftsteller, der zum Gespräch geladen wurde: Gediegene Kost für ein kulturbeflissenes Publikum im komfortablen Hotelambiente. Aber wirklich gediegen bleibt es bei Glattauer natürlich nicht. Den eitlen Autor soll eine auch nicht mehr ganz junge Kulturjournalistin interviewen, die begeistert ist von seinen Romanen und aus dem Gespräch ein Highlight ihrer Karriere machen will.
Lieber Fußball
Daraus wird natürlich nichts, denn der von der Gunst eines Millionenpublikums verwöhnte Schriftsteller geht auf die eifrigen und angestrengt sachkundigen Fragen der Journalistin nicht ein, im Gegenteil, er verhöhnt sie und bricht das Gespräch schließlich ab. Schlechte Laune hat er sowieso, weil seine jugendliche Geliebte ihn verlassen will - Midlifecrisis. Die junge Frau hat sich zudem ein Spielchen ausgedacht, um Verwirrung zu stiften.
Kurzum: Eigentlich geht alles schief, der jugendliche Hotelerbe will sowieso Veränderung, Literatur ist ihm zu hoch, aber Fußball, das wär's doch. Am Ende haben die Beziehungen gewechselt und aus der missglückten Veranstaltung ist ein hoffnungsvolles Tête á Tête geworden. Auch die geheimnisvolle, mit schwarzer Niqab und Abaya komplett verhüllte Frau, die durchs Hotel huscht, ist als überraschend harmlos entlarvt.
Karikatur des Literaturbetriebs
Glattauer wird’s kennen: dieses Ping-Pong-Spiel der ewig gleichen Fragerei nach dem Wie und Warum des Erfolges, dem Woher der Einfälle, dem Umgang mit Erfolg. Lesungen sind immer auch öffentliche Begegnungen mit dem neugierigen Publikum, vermittelt durch eine mehr oder weniger kompetente Präsentation, Autogrammstunde mit persönlichen Widmungen inklusive. So funktioniert eitler Literaturbetrieb, und das darf man schon mal ironisch karikieren.
Bewährte Zutaten
Klar, Glattauer bedient Klischees und bekannte Erwartungen, seine Personen sind wiedererkennbar, er rutscht durchaus mal am Kitsch vorbei, spielt Mann und Frau gegeneinander aus und setzt da seine Pointen. Aber das sind eben die bewährten Zutaten vergnüglicher Komödien – das Publikum im Berliner Renaissance-Theater jedenfalls hat sich bestens amüsiert. Und auch als schnelle Lektüre ist die Komödie zu empfehlen.
(Christiane Schwalbe)
Daniel Glattauer, *1960 in Wien, österreichischer Journalist und Schriftsteller
Daniel Glattauer "Vier Sternstunden" - Eine Komödie
Deuticke 2018, 112 Seiten, 16 Euro
eBook 11,99 Euro, AudioCD 12,89 Euro
Weitere Buchtipps zu Daniel Glattauer
Die spürst du nicht - Roman
Geschenkt - Roman
Die Wunderübung - Eine Komödie
Alle sieben Wellen - Roman